Pteroylglutaminsäure
Geläufige Bezeichnungen für die Pteroylglutaminsäure sind auch Folsäure Vitamin B9, Vitamin M, oder Folacin. Folsäure ist nicht identisch mit den Folaten, denn zu dieser Gruppe von Nährstoffen zählen alle der folatwirksamen Verbindungen in der Nahrung.
Zum Vergleich der Wirkung der verschiedenen Nährstoffkombinationen wird der Gehalt bei Vitamin-Präparaten häufig in Folat-Äquivalenten angegeben. Zur Umrechnung sind die entsprechenden Aspekte: 1 μg Folat-Äquivalent = 1 μg Nahrungsfolat = 0,5 μg synthetische Folsäure (PGA).
Folsäure ist wichtig für den Kohlenhydrat- und Eiweiß-Stoffwechsel, bei der Blutbildung, bei der Teilung von Körperzellen, bei der Bildung von Nukleinsäuren (den Trägern der Erbinformation in den menschlichen Körperzellen und der Verstoffwechselung von Vitamin B5. Wegen ihrer Bedeutung für die Zellteilung ist Folsäure essenziell für eine gesunde Entwicklung ungeborener Kinder und schützt diese vor Missbildungen. Sie stärkt das Immunsystem, reguliert das Wachstum von Haaren und Finger- und Fußnägeln, fördert die Wundheilung, fördert den Muskelaufbau und unterstützt das Knochenwachstum bei Kindern. Darüber hinaus hat sie wahrscheinlich einen Einfluss auf den Homocysteinspiegel (ein erhöhter Homocysteinspiegel wird als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) gewertet. Es wird angenommen, dass Folsäure auch vor Lungen-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs schützt und wirkt sich vermutlich positiv auf den Verlauf von Depressionen aus. Es wird angenommen, dass Folsäure bei Therapien gegen Gicht und Reizdarm nützlich hilfreich sein könnte.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt an, dass Erwachsene 400 μg Folsäure-Äquivalent pro Tag, Schwangere und Stillende 600 μg, Kinder je nach Alter weniger benötigen. Untersuchungen zu Folge decken lediglich 20% der Deutschen diesen Bedarf über ihre Nahrungsaufnahme. Wer eine Schwangerschaft plant, sollte mindestens ein Vierteljahr vor der Schwangerschaft anfangen, konsequent diese Folsäuremengen über die Nahrung aufzunehmen, damit der Spiegel gerade in der Frühschwangerschaft hoch genug ist.
Da der menschliche Körper nicht in der Lage ist Folsäure zu speichern, ist es unabdingbar, dass wir täglich genug Folsäure über die Nahrung aufnehmen. Gerade für Frauen ist eine angemessene Versorgung mit Folsäure sehr wichtig. Dies gilt vor allem zum Zeitpunkt der Empfängnis und im ersten Vierteljahr einer Schwangerschaft. Folsäure verringert dann das Risiko für Missbildungen wie zum Beispiel Neuralrohrdefekte und Gaumenspalten erheblich. Daher wird die Gabe von Folsäure bei Schwangeren und Frauen mit Kinderwunsch geraten. Das gilt vor allem, wenn jahrelang Kontrazeptiva eingenommen wurden.
Schwerer Folsäuremangel ist bei gesunder Ernährung ausgeschlossen. Leichter Folsäuremangel zählt dagegen in den westlichen Industrienationen zu den verbreitetesten Vitaminmangelkrankheiten, da die körpereigene Folsäurereserve von 12-15 mg gering und schnell verbraucht ist. Darüber hinaus führt die industrielle Lebensmittelverarbeitung und die falsche Lagerung oder Zubereitung von Nahrungsmitteln starke Folsäureverluste zur Folge hat, sodass der Tagesbedarf häufig nicht über die Nahrung gedeckt werden kann.
Zu einer Unterversorgung mit Folsäure kann es auch durch Medikamente kommen und zu den Folsäure-Räubern zählen beispielsweise auch Methotrexat (in Zytostatika), Ciclosporin A, Colestyramin, Fibrate, L-Dopa, Metformin, L-Methionin, Antibiotika, Pyrimethamin (Antimalariamittel), Niacin, Sulfasalazin, Theophyllin, Trimethoprim, Omeprazol, Barbitursäure und auch Östrogen.
Weitere Gründe für einen zu geringen Folsäurespiegel können zu hoher Alkoholkonsum, zu geringer Gemüseverzehr und ein Eisenmangel ein sowie auch Nahrungsverwertungsstörungen wie Morbus Crohn, Krebserkrankungen und ein erhöhter Bedarf während der Schwangerschaft.
Der Mangel an Folsäure führt zu gravierenden Störungen bei der Blutbildung. Dies kann zu einer speziellen Form der Blutarmut führen, die oft mit Durchfällen und einer Entzündung der Zunge einher geht. Außerdem können Störungen des Haarwuchses auftreten. Veränderungen an Haut und Schleimhäuten (vor allem in Mund und Magen-Darm-Trakt) können ebenfalls eine Folge des Folsäuremangels sein sowie auch eine verringerte Antikörperbildung, Schädigung der Knochen, Störungen des Zentralnervensystems, erhöhtes Risiko für Darm- und Brustkrebs, Fortpflanzungsstörungen, Missbildungen während der Schwangerschaft, Frühgeburten und Wachstumsverzögerungen. Der Mangel lässt außerdem den Homocysteinspiegel des Blutes steigen, was zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen sowie Morbus Alzheimer hervorrufen kann.
Menschen, die Medikamente einnehmen müssen, aber zusätzlich Folsäure zuführen möchten, sollten mit Ihrem Arzt oder Apotheker sprechen, da Folsäure mit bestimmten Medikamenten Wechselwirkungen aufweist. Patienten, die an einer perniziösen Anämie leiden, dürfen Folsäure lediglich in einer Kombination mit Vitamin B12 zu sich nehmen.
Sehr viel Folat ist auch in Weizenkeime und Sojabohnen sowie auch allgemein in Fleisch und Fisch Sojamehl, Weizenkeime, Weizenkleie, Haferflocken und Vollkornprodukten, Milchprodukten, Eiern, Tomaten, Kohl, Bohnen, gelben Erbsen, Spinat, Gurken, Spargel, Rote Bete, Steckrüben, Broccoli, grüne Erbsen, Sojabohnen, Radieschen, Rettich, Kartoffeln, Weintrauben, Apfelsinen, Nüssen, schwarzem Tee und Hefe enthalten.
Folsäureverbindungen sind lichtempfindlich, wasserlöslich und hitzelabil. Daher kommt es zu Zubereitungsverlusten von etwa 35 Prozent. Bei bestimmten Folsäureverbindungen können sich die Verluste auf 50 bis 70 Prozent erhöhen.